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Stadt Usedom

Die Stadt, die der Insel ihren Namen gab

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Karnin

Ersterwähnung 1298; in der Grenzbeschreibung der Stadt Usedom wird „Carnyn“ als Grenzort genannt, ohne die Besitzer zu erwähnen1. Carnin ist slawischen Ursprungs und wird als „Stumpf, Stamm“ oder als „gestutzt“ gedeutet.

 

Die slawische Siedlung geht als Lehen in den Besitz der Familie von Lepel, die das Anwesen (incl. Fischerei bis Mitte der Peene) 1357 an die Stadt Anklam verkauft2. Später wird Karnin als Adelsgut der Familie von Borck (in Krienke) genannt, die es gegen das Amtsdorf Kumtzin bei Krienke eintauscht.

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Bis zur Gemeinheitsteilung, 1839, bleibt Karnin Amtsdorf. Als Einwohner des Dorfes werden in der Schwedischen Matrikel von 16933 genannt: 4 Halbbauern, 1 Postkutscher (wohnt im Fährhaus Sandfurth und betreibt dort einen Krug) und 1 Einlieger. 3 Hofstellen werden von Einwohnern benachbarter Orte bearbeitet. 17794 werden genannt 6 Bauern (2 davon leben in Mönchow bzw. Gellenthin), 2 Büdner und der Postfahrer mit soviel Land wie ein Kossat.

 

Die Gemeinheitsteilung (1839) bringt einige Veränderungen: Von den 6 Bauernhöfen werden 2 im Ackerwerk Wilhelmsfelde vereinigt. Weiterhin gibt es 1 Kossatenhof, 1 Windmühlen-Etablissement, 4 Büdnerstellen und 1 Ziegelei. 18625 leben 145 Einwohner in 17 Wohnhäusern. 2010 leben 80 Bewohner in Karnin, vorwiegend in modernen Einfamilienhäusern.

 

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Die Fährverbindung nach Anklam südlich der Peene wird schon seit dem 14. Jh. betrieben6. Im Fährhaus Sandfurth wurde ein Krug unterhalten, und es konnten dort Reisende übernachten. Die Post Pudagla – Anklam bzw. im 19. Jh. Swinemünde - Anklam ging ganzjährig dienstags Mittag und samstags Mittag ab und kam jeweils einen Tag später zurück, über die Orte Ostklüne, Usedom, Dargen, Görke, Kutzow, Garz, Kamminke nach Swinemünde, bzw. früher nach Pudagla7.

 

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Die hier nur 500 m breite Peene wurde auch für die Eisenbahnbrücke der Anschlussstrecke von Ducherow nach Swinemünde ausgewählt. Durch Dammschüttungen auf beiden Seiten wurde der Brückenteil auf 360 m eingeschränkt.

 

Um den Schiffsverkehr zu ermöglichen, wurde in der Mitte der Brücke ein 43,9 m langer Drehteil errichtet. Die Einweihung der Brücke erfolgte nach knapp 2-jähriger Bauzeit im Dezember 1875. Die Bahnstrecke Ducherow – Swinemünde ging am 15. Mai 1876 in Betrieb und verband nunmehr die Insel Usedom mit Berlin.

 

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Damit erlangte der Touristenverkehr in Usedom einen bedeutenden Aufschwung. Karnin wurde Haltestelle und von hier aus fuhren Dampfschiffe besonders in die Seebäder des Achterwassers, wie Zinnowitz, Zempin, Koserow u. a. Zur Leistungssteigerung wurde die alte Drehbrücke durch eine moderne Hubbrücke in Stahlkonstruktion ersetzt (Eröffnung 1934), sie erlaubte eine Befahrung mit 100 km/h – eine enorme Leistung der damaligen Brückenbautechnik. Die Brücke wurde am 29. Mai 1945 auf deutschen Befehl von der Wehrmacht gesprengt. Die Reste sind seit 1990 als technisches Denkmal geschützt8. M. Störr

 

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1Wächter, J. (1998): Urkunde Herzog Bogislaws IV. über die Verleihung des lübischen Rechts an die Stadt Usedom. – In Metz, B. (Hrsg.) Usedom – Geschichte und Geschichten, S. 57-60, Ostklüne (Verlag Störr).
 
2Burkhardt, R. (1909-1912): Chronik der Insel Usedom. – Teil II, Seite 105, Swinemünde (Fritzsche).
 
3Die schwedische Landesaufnahme von Vorpommern 1692-1709. – Hrsg. Historische Kommission für Pommern in Verbindung mit dem Vorpommerschen Landesarchiv Greifswald, S. 68-82, Greifswald (1995).
 
4Brüggemann, L. W. (1779): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern. – Erster Teil, S. 247, Stettin 1779.
5Berghaus, H. (1865): Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen – II. Teil, Band I., S. 479, Anclam (Dietze).
 
6Burghardt, R. (2005): Von der alten Zecheriner Fähre – Ein Rückblick auf 8 Jahrhunderte. – In: Behn A. Usedom-Wolliner Blätter, 8, S. 24-32, Ostklüne (Verlag Störr).
 
7Brüggemann, L. W. (1779): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern. – Erster Teil, S. CCLXIII, Stettin 1779.
 
8Nadler, H. (1998): Die Stadt Usedom und ihre Eisenbahn. – In Metz, B. (Hrsg.) Usedom – Geschichte und Geschichten. - S. 191-198., Ostklüne (Verlag Störr).